Die Welt der Kunst ist für Außenstehende faszinierend, manchmal auch irritierend. Kunst kann leicht zugänglich sein oder verschlüsselt. Sie ist bewegend, provokativ, manchmal gefährlich. Ihre Schöpfer, ob Autodidakten oder Meisterschüler, ob Wunderkinder oder Spätberufene, sind Künstler aus Leidenschaft. Als solche leben sie von einem inspirierenden Umfeld und kommunizieren in vielfältiger Weise. Sie teilen Gedanken zu Techniken und Stilmitteln oder streiten über die Funktion von Kunst. Und sie kämpfen mit Existenzangst und Berufsverboten, mit Schaffens- und Sinnkrisen. Ihre Briefe zeugen davon, wie schwer es war und ist, ein Leben als Künstler zu führen, wie außergewöhnlich und doch oft erstaunlich profan.
Für den fünften Band der Reihe „Briefe bewegen die Welt“ hat Hellmuth Karasek Briefe aus dem Kunstbetrieb der letzten 500 Jahre ausgewählt. Es kommen Künstler und Kulturschaffende unterschiedlicher Epochen zu Wort. Dass Kunst nicht brotlos sein muss, beweisen ältere Zeugnisse wie die Briefe Albrecht Dürers, der seiner Heimatstadt Nürnberg ein verzinsliches Darlehen anbietet, oder der geschäftstüchtigen Auftragsmalerin Angelika Kauffmann. Weiter geht es durch die Kunstgeschichte, durch unterschiedliche Stilrichtungen und Genres bis in die Jetztzeit, vom romantischen Maler Caspar David Friedrich über den Bilderbuchautor Wilhelm Busch bis hin zu den Verpackungskünstlern Christo und Jeanne-Claude. Die Briefe zeigen, dass Kunst auch politisch werden kann: Weil sie avantgardistisch und mutig ist, wie die von den Nazis als „entartet“ gebrandmarkten Werke der Moderne von Ernst Ludwig Kirchner und Max Beckmann. Oder weil sie als satirische Gesellschaftskritik eingesetzt wird, wie die Collagen des Plakatkünstlers Klaus Staeck.