Europa ist uns Europäern, Kindern des Nationalzeitalters, noch kein Vaterland geworden. Und die Zeichen der Gegenwart spiegeln mitnichten ein Hineinwachsen in die größere politische Form der Europäischen Union.
Peter Sloterdijk erlaubt dennoch mit Zuversicht auf die gebeutelte europäische Idee zu blicken. Denn, so der Philosoph, der »treibende Mythos, der uns das Dasein im europäischen Format als möglich, wünschenswert, plausibel und attraktiv« erläutert, befindet sich schon in unserem Besitz. Er erläutert Vergils Aneis als den Entwurf eines psychopolitischen Raums, in welchem sich Verlierer regenerieren, und zeigt: der Gründungsmythos Europas ist das Evangelium der zweiten Chance.
»Man müsste sehr undankbar sein, um die Vorzüge des Daseins in dieser Weltgegend zu leugnen. Wenn man schon den Nachteil, geboren zu sein, auf sich nehmen muss, dann doch am besten in diesem müden und attraktiven Europa.«