Anfang der 1990er Jahre traten neue ethno-nationalistische Konflikte in Erscheinung und haben in den westlichen Demokratien Fragen militärischer Interventionen in nichtdemokratischen Staaten aufgeworfen. Westliche Demokratien begannen im Rahmen ihrer Außen- und Sicherheitspolitik die Achtung und Durchsetzung von Menschenrechten stärker zu berücksichtigen. Die Ansicht, dass militärische Interventionen primär aus humanitären Gründen legitimiert werden können, stieß in westlichen Demokratien auf wachsende Zustimmung. Bedeutsam ist diese Entwicklung im Vorgehen westlicher Demokratien im Konflikt um das Kosovo 1998/99 geworden, welche mit der Operation „Allied Force“ in einer humanitären militärischen Intervention einen Höhepunkt genommen hat. Mit diesem Bombenkrieg gegen Slobodan Milošević ist zugleich eine Zeit der intellektuellen und politischen Erregung und Überhitztheit innerhalb der deutschen Öffentlichkeit zu Ende gegangen. Von Tag zu Tag meldeten sich neue Schriftsteller, Philosophen, Gelehrte und Publizisten zu Wort, welche die Intervention verteidigten oder verurteilten. Als Literatur Grundlage dienen dieser Arbeit neben Werken und Abschnitten zur Historie des Kosovo gerade auch Zeitungs- und Zeitschriftenartikel der einschlägigen deutschen Presseorgane im Rahmen des öffentlichen Disputs. Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine Bilanz der Debatte auf Grundlage eines historisch-politischen Überblicks des Kosovo-Konfliktes zu ziehen und letztendlich herauszufinden, welche Meinungen eher monoton und welche eher als konstruktiv zu bewerten sind. Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Handelt es sich nun um einen Völkerrechtsbruch oder um eine humanitäre Intervention – oder gar beides – und wie ist eine solche Intervention überhaupt zu rechtfertigen?