Keine andere Frauengestalt der Französischen Revolution hat in den letzten zweihundert Jahren die Gemüter stärker bewegt, als die Marat-Mörderin Charlotte Corday. Über ihren Charakter, ihre Verbindungen zu den Girondisten und die Beweggründe, die zur Mordtat führten, wird bis zur Gegenwart sowohl in der Geschichtswissenschaft als auch in der erzählenden Literatur gerätselt und diskutiert. Was sind die Gründe für diese außergewöhnliche Prominenz einer historischen Frauenfigur? Solche große Aufmerksamkeit hat die Nachwelt nämlich weder der legendären Madame Roland noch der Feministin Olympe de Gouges zuteilwerden lassen. Beide wurden wegen ihrer Gegnerschaft zu der Jakobinischen Diktatur im gleichen Jahr wie Charlotte Corday (1793) hingerichtet.