Im Januar 2006 hält der Bundespräsident Köhler beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie in Tutzing eine Rede mit dem Titel Kinder selbstverständlich! Von der Freiheit, Kinder zu haben. Bekannt ist es schon länger und inzwischen dürfte es auch jedes Kind wissen: Deutschland ist arm an Kindern. Dabei geht Horst Köhler nicht nur auf die Folgen dieser Entwicklung ein. Er „möchte über das Glück sprechen, das jeder einzelne neue Erdenbürger seinen Mitmenschen bringen kann.“ Er betrachtet jedes Kind als ein Geschenk, dass so viel Begeisterung und Spannung ins Leben bringt. „Kinder bekommen, Kinder aufwachsen sehen – das ist Leben wie das Altwerden und Abschiednehmen. Kinder sind deshalb eigentlich selbstverständlich. Ohne sie haben wir, hat unser Land keine Zukunft.“ Doch wo sind die Kinder geblieben? Wieso werden die Wünsche nach Kindern von so vielen jungen Menschen nicht Wirklichkeit? Wie kann der Staat, wie kann die Gesellschaft, wie kann die Politik dazu beitragen, dass sich mehr junge Menschen wieder trauen und den Kinderwunsch in ihre Lebensplanung integrieren? Die vorliegende Arbeit will aufzeigen, ob und wie der Kinderwunsch sich mit dem Studium vereinbaren lässt. Durch den Wandel der familiären Lebensformen und der Geschlechterrollen haben sich die Ansprüche der Frauen verändert und gleichzeitig ist das Zeitfenster in dem junge Menschen ihre Ausbildung absolvieren, einen Beruf ergreifen, einen Lebenspartner finden und eine Familie gründen sollen, sehr eng. Für viele Eltern ist die frühe Elternschaft während des Studiums die einzige Chance, um nach dem Studium voll in die Erwerbstätigkeit einsteigen zu können - mit der Möglichkeit berufstätig aufzusteigen. Anhand des Modellprojekts Studieren und Forschen mit Kind, das an der Justus-Liebig-Universität und der Fachhochschule Gießen-Friedberg durchgeführt wurde, soll aufgezeigt werden wie Studenten und Studentinnen den Studienalltag mit Kind bewältigen und welche Anforderungen und Folgen sich für die Familienpolitik ergeben.