Gegenstand dieser Arbeit ist Richard Wagners Rezeption des Nibelungenstoffes in Form seiner 1863 zum ersten Mal offiziell erschienenen Tetralogie Der Ring des Nibelungen. Bei der Schaffung dieses Werkes hat Wagner eine Technik verwendet, die Volker Mertens „Mythensynthese“ nennt und folgendermaßen beschreibt: „Er fügt eine Zahl unterschiedlicher, teils aus verschiedenen Traditionen stammender, teils selbsterfundener Mythen zusammen zu seinem neuen Mythos“. Im folgenden sollen zunächst die wichtigsten der mittelalterlichen Quellen, auf die Wagner bei der Schaffung dieses neuen Mythos zurückgegriffen hat, und die Art und Weise, wie er dabei mit diesen Quellen umgegangen ist, genauer betrachtet werden. Des weiteren werden Texte aus der wissenschaftlichen Literatur zu Wagners Zeit und die Art und Weise, wie diese Texte möglicherweise seine Schaffensweise beeinflusst haben, zu untersuchen sein.