Themenausgabe "Neue Wege zur Utopie"
Idealgesellschaften mit kleinen Schönheitsfehlern
Hoffnungsschimmer im Hoffnungslosen
Themenausgaben sind in der Geschichte unseres Magazins immer problematische Vorhaben gewesen. Wir konnten nie sicher sein, ob eine Themenvorgabe von unseren Autoren so weit angenommen wird, dass genügend Geschichten zusammenkommen, um eine Magazinausgabe zu füllen. Nicht alle entsprechenden Ideen konnten realisiert werden. Das Thema der vorliegenden Ausgabe erwies sich als besonders schwierig. Seit unser früherer Mitherausgeber Frank Hebben die Idee zur Diskussion stellte, eine Ausgabe zum Thema Utopien und positiver Zukunftsbilder zusammenzustellen, sind über zwei Jahre vergangen. Wir waren nicht überrascht, dass einige unserer Autoren, als sie die Einladung erhielten, rundheraus abgewunken haben. Die Science-Fiction ist eine im Herzen pessimistische Literatur. Was sie an positiven, konstruktiven Impulsen enthält, wird meist durch das Kontrastmittel eines dystopischen Gegenbildes ausgedrückt: Sie zeigt nicht, wie die Welt sein müsste, sondern wie sie besser nicht werden sollte, und spricht sich damit indirekt für Wünsche, Werte und Hoffnungen aus. Der klassischen Utopie mit ihren Entwürfen eines idealen Gemeinwesens, die gewöhnlich in einem statischen, konfliktlosen Panorama präsentiert wurden, haftet heute etwas Verstaubtes an, die Aura einer leeren intellektuellen Übung, die nur für Elfenbeinturmbewohner von Interesse, aber als ernsthafte Herausforderung an die Wirklichkeit fruchtlos ist. Unsere Gegenwart ist zu kompliziert, zu konfliktreich, zu zählebig in ihren Machtstrukturen geworden, um noch aus ganzem Herzen an eine ideale, von Humanität, Gerechtigkeit und Vernunft bestimmte Welt glauben zu können. Die wenigen überzeugenden Utopien, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben wurden, lassen sich fast an einer Hand abzählen. Man denke hier vor allem an Ursula K.